Ironischerweise war es der 12. Juni, an dem das große Finale von Circus HalliGalli letzte Woche in Berlin aufgezeichnet wurde. Ironisch deswegen, weil die allererste Folge der Ausgangs-Sendung MTV Home am exakt selben Tag vor genau acht Jahren ausgestrahlt wurde. Der 12. Juni war es also, an dem für Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf alles so richtig begonnen hat: Eigene Show, eigene Ideen; Woche für Woche das tun, das man immer machen wollte. Der 12. Juni war es aber auch, an dem für die beiden all das geendet hat. Für immer. Und heute Abend wird es auch für uns so weit sein.

Farewell To A Friend

Es ist immer noch schwierig, das so richtig zu verstehen. Wir werden Joko und Klaas, die uns acht Jahre lang von Woche zu Woche begleitet haben, künftig erstmal nur noch gelegentlich samstagabends zu Gesicht bekommen. Dass das hart ist, muss ich euch nicht erzählen. Denkt einfach mal an einen Freund, den ihr seit etwa acht Jahren kennt und regelmäßig gesehen habt. Dieser Freund wird euch jetzt weggenommen, einfach so. Natürlich gibt es Gründe und Erklärungen, aber die interessieren euch nicht, uns nicht. Denn als Freund ist man immun gegen vermeintlich rationale Begründungen, weil man Gefühle entwickelt hat, wegen denen man eine Freundschaft nicht so schnell hergeben will. Gefühle kann man wiederum aber auch nur dann entwickeln, wenn man selbst spürt, dass einem selbst Emotionen entgegengebracht werden. Wenn das Gegenüber in allem, was es getan hat, Liebe und Leidenschaft aufgebracht hat. Und es wird niemand anweifeln wollen, dass das bei Joko, Klaas und dem gesamten Team über beinahe ein Jahrzehnt, über drei verschiedene Sendungen und Sender hinweg und über unzählbar viele Stunden in unseren Fernsehern jemals nicht der Fall war.

Flashback

Um zu realisieren, was für eine unglaubliche Leistung es ist, seine Zuschauer Woche für Woche über eine so lange Zeit unterhalten zu haben, lohnt es sich, wenn jeder jetzt einfach mal ganz kurz selbst über die eigene, ganz persönliche Vergangenheit nachdenkt. Fragt euch einfach mal, wer ihr vor acht Jahren wart. Wo ihr wart. Was ihr den ganzen Tag so getrieben habt. Und dann überlegt euch, welche Phasen in eurem Leben MTV Home, neoParadise und Circus HalliGalli als eure treuen Begleiter mit euch gemeinsam durchschritten haben — Höhepunkte, Tiefpunkte, ich bin sicher, da kommt bei jedem von uns eine ganze Menge zusammen. Wenn ich persönlich ins Jahr 2009 schaue, dann sehe ich einen pickligen, dicklichen Achtklässler, ein frisch gebackenes Scheidungskind, der es zwar immer recht behütet hatte, aber bei dem mit Mädchen zum Beispiel mal noch so überhaupt nichts gelaufen ist. Das Letzte ist wohl so in etwa gleich geblieben, aber in allen anderen Bereichen fühle ich mich wie ein komplett neuer Mensch. Acht Jahre sind eine wahnsinnig lange Zeit; vor allem für eine sehr junge Fanbase wie die von Joko und Klaas, zu der ich mich auch zählen darf, waren genau diese acht Jahre, in denen uns die beiden Woche für Woche begleitet haben, eine äußerst prägende Periode in unseren Leben.

Und obwohl die erste Folge MTV Home, die ich gesehen habe, mittlerweile eine halbe Ewigkeit her ist, erinnere ich mich noch sehr deutlich daran. Genauso deutlich weiß ich noch, dass ich da nicht der Einzige war — die Sendung war innerhalb kürzester Zeit im Kreis meiner Schulfreunde so angesagt wie nichts anderes zu diesem Moment. Das ist dann mit der Zeit wieder einigermaßen abgeflacht, bei mir jedoch nicht. Ich bin dran geblieben und kann heute stolz sagen, dass ich tatsächlich jede einzelne Show gesehen habe. Und ich konnte auch gar nicht anders, als daraufhin immer und immer wieder auf dem Pausenhof davon zu erzählen, was Joko und Klaas in dieser Woche wieder angestellt haben. Die Show war aus heutiger Sicht schon damals so eine Art Zufluchtsbecken für mich, wo ich mal nicht über Schulaufgaben, mit denen ich zu der Zeit hoffnungslos überfordert war, oder Mädchen, mit denen ich zu der Zeit gerne hoffnungslos überfordert gewesen wäre, nachdenken musste. Irgendwie war das ein Humor, der mich ansprach wie nichts, was ich zuvor gesehen hatte. Das war selbstironisch und albern, aber gleichzeitig nicht dumm und geschmacklos. Es waren nicht immer dieselben Pointen, mal ließ man einen Gag auch einfach mal so liegen, weil man es eben gerade so haben wollte.

Gurki & Klaus

Was macht diese zwei Typen zu einem so unterhaltsamen Duo, dem man auch heute noch in jedem 25-minütigen Sendungs-Teaser gerne zusieht und es nicht mal wagt, kurz aufs Handy zu schauen, man könnte ja was verpassen? Die Unterschiede zwischen den beiden könnten eigentlich kaum größer sein: Der eine ein temperamentvoller, herzlicher Rheinländer, der nur über Umwege ins Fernsehen gerutscht ist. Der andere ein zynischerer, aber nicht weniger liebenswerter Friseur aus Oldenburg, dem sein Weg ins Showgeschäft eigentlich immer recht klar schien. Letztendlich war es ein Glücksfall für beide (und für uns), dass sich diese beiden doch recht unterschiedlich gepolten Magnete so stark anzogen und sich bis heute nicht mehr losließen.

Acht Jahre — unendlich viele Höhepunkte

Und ich dachte mir, um jeden einzelnen Schritt nachvollziehen zu können, den die beiden mit ihrer Sendung in der Zeit von 2009 bis heute durchgemacht haben, lohnt sich ein Blick auf ihre drei Formate — MTV Home, neoParadise und Circus HalliGalli —, bei denen ich jeweils kurz auf meine persönlichen Highlights zu sprechen kommen mag. (Wobei ich jetzt schon weiß, dass ich viel zu viele vergessen werde und mich danach schäme, dass ich sie nicht genannt habe.)

MTV Home (2009-2011)

  • Wenn man früher auf dem Pausenhof „Joko und Klaas“ gesagt hat, dann kam einem auch immer gleichzeitig ein „Wenn Ich Du Wäre“ entgegen. Damals noch zunächst als „Das MTV-Rollenspiel“ bekannt war das schon immer auch für mich die Rubrik, auf die ich mich am meisten gefreut habe. Allen voran ist das Special vom „Gumball 3000“ für mich bis heute unübertroffen, weil es die beiden über einen längeren Zeitraum einfach in Rein- und Topform zeigt.
  • Die andere Kultrubrik, die sich auch über sämtliche Sendungen in mehr oder weniger derselben Form ziehen sollte, ist „Aushalten“. Der ständige Wettkampf zwischen den beiden war hier einfach immer am stärksten zu sehen und war am Ende wohl auch mitverantwortlich für den Erfolg von „Das Duell um Die Welt“. Noch dazu waren Aufgaben wie das Rauchen, das Trinken von Brechmitteln oder die Partie Schellenschach einfach so unsinnig aber deswegen auch so faszinierend, dass man wusste, man sollte besser nicht verpassen, wenn sich die beiden wieder im „Aushalten“ messen.
  • Aktionen wie „Strip-Paintball“ waren im Grunde ein Vorgänger der heute legendären „Buddytachs“. In einem stärker vorher geplanten Konzept konnte man Joko und Klaas nämlich ebenfalls zu jeder Zeit einsetzen und es kam immer was Gutes dabei raus. Ich erinnere mich zum Beispiel noch heute daran, dass beim Paintball nicht schießt, sondern markiert.
  • Die Rubrik „MTV Home Zuschauer-Cribs“ war nicht nur eine Parodie des bekannten MTV-Formats, sondern war für Joko meiner Meinung nach auch sehr wichtig in seiner Entwicklung, weil sich da herausgestellt hat, dass er in der direkten Interaktion mit Zuschauern einfach spitze ist. Das hat sich ja bis in die heutigen Tage durchgezogen, wenn ich wir uns „Mein Bester Feind“, „Sleep & Greet“ und „Die Goodnight Show“ anschauen.
  • Im „Rapbattle“ hat die Show außerdem erstmals ihre starke Affinität zur Musik gezeigt. Im späteren Verlauf lud man immer mehr in Deutschland eher unbekannte und kleinere Bands und Musiker ein, was der Sendung ja auch einen Echo einbrachte.
  • Einspieler wie „Gemeinsam Dumm“ brachten der Sendung auch so wirklich die erste großartige Beachtung der Medien ein, weil sich sowas vorher scheinbar niemand wirklich getraut hat. Dummheit zieht immer.
  • Die Rubrik, wegen der über die Jahre wohl am häufigsten nach einer Fortsetzung nachgefragt wurde, war mit Sicherheit „Porno Ping Pong“. Auch wenn ich es schlau finde, dass man sich um die Einzigartigkeit dieses Beitrags klar war, so hätte ich trotzdem gerne nochmal gewusst, ob vor allem Klaas „Die Rückkehr des Kreiselfickers“ heute noch genauso lustig findet.

neoParadise (2011-2013)

  • Die Zeit bei ZDFneo brachte der Sendung vor allem eins: Olli Schulz. Zuerst als Erotik-Experte und dann zunehmend als „Mann fürs Harte“ brachte Olli einen ganz neuen Schwung in die Sendung. Seine ersten Auftritte in seiner verhassten Paraderolle als der den Reichen und Schönen den Spiegel vorhaltender Journalist Charles Schulzkowski mit starkem Trinkproblem sind einfach absolut legendär und werden von mir mindestens einmal im Monat geschaut. Ähnlich ist es mit den „Buddytachs“, in denen sich die Konstellation aus den verhaltenen Joko und Klaas und dem mitreißenden Olli Schulz als so unterhaltsam etablierte, dass man immer mehr wollte und es bis heute auch bekam(, auch wenn Olli zwischenzeitlich mal ganz raus war aus der Show). Dank Olli weiß ich außerdem viel mehr über Schildkröten.
  • Ähnlich verliebt habe ich mich damals in die Aktion „Stehen Damit Es Weitergeht“. Das war gleichzeitig auch so der erste Einspieler, der sich so über ein paar Wochen zog, weil man die Zuschauer quasi in diese Bewegung integriert hat und dann reihenweise Videos von stehenden Menschen geschickt bekam. Später beim „Rangeln“ und dem „Schwapp“-Epos hat man auf ähnliche Strategien zurückgegriffen.
  • Ein ähnlich wie „Porno Ping Pong“ einzigartiger Beitrag war „Die Besoffenen-Olympiade“, bei der Joko und Klaas gegen Jan Jahn und Matthias Killing vom „Sat.1 Frühstücksfernsehen“ angetreten sind. Die Aktion war wohl auch Grundlage dessen, dass der Satz „Macht doch mal wieder was mit saufen“ der wohl am häufigsten auftretende ist auf der offiziellen Facebook-Seite.
  • Die Show gewann in dieser Zeit — zur Verwunderung vieler — außerdem zum ersten Mal den Grimme-Preis. Zwar denke ich nicht, dass daran ausschließlich der Einspieler, in dem Klaas Aktions-Kunst in die Großraumdisko brachte, verantwortlich war, aber unterhaltsam war es allemal.
  • Es mehrten sich außerdem die einzelnen Beiträge der beiden, in denen beide ihre persönlichen Stärken ausspielen konnten. So trat Joko beispielsweise als Floko Silberscheidt bei einer Autgrammstunde von Florian Silbereisen auf und Klaas brachte den 360-Grad-Comedian in die Welt.
  • Man erweiterte das Ensemble in dieser Zeit zudem mit Oma Violetta. Sie nahm damit gewissermaßen den Platz von Palina ein und, naja, die roten Haare hat man immerhin getroffen. In ihrer Rubrik „Violetta Will’s Wissen“ bleibt vor allem ihr unvergessenes Interview mit Money Boy im Gedächtnis.
  • Natürlich kamen auch einige der alten Rubriken zurück und bekamen zumindest äußerlich ein wenig einen neuen Anstrich. Aus „Aushalten“ wurde „Bis Einer Heult“ und „Wenn Ich Du Wäre“ entwickelte sich zu „Wenn Ich Sie Wäre“ — man sei ja jetzt immerhin im öffentlich-rechtlichen Fernsehen. Innerhalb dieser Rubriken erfand man unter anderem das Wortspiel „Baking Fat“, man badete bis fast der Arzt kommen musste und Joko bekam es zu spüren, wie sich das Leben als Eishockeyspieler so anfühlt.

Circus HalliGalli (2013-2017)

  • Mit dem Wechsel zu ProSieben gelang es der Show nach ein paar Anlaufschwierigkeiten, sehr schnell den Dreh raus zu bekommen zwischen immer größeren Stars auf Couch und Bühne und dem typischen, nischigen Humor. Man hat sich getraut, oft Dinge zu machen, die der Mainstream nicht immer sofort lustig sind, sondern den Zuschauer manchmal auch einfach verwirren oder verstören sollen.
  • Wo wir gerade bei „verstörend“ sind, sollten wir über die Hinzunahme des „Countdown-Moments“ sprechen. Die Aktionen konnten noch so gigantisch, abseitig oder überraschend sein, gegen den nackten Mann im Walross-Kostüm kommt bis heute einfach nichts ran, sorry.
  • Aufgrund der immer weiter wachsenden Bekanntheit von Joko und Klaas waren einige der klassischen Rubriken in dem Umfang von früher nicht mehr möglich. Dass es weniger lustig wurde, heißt das aber keinesfalls, vor allem wenn wir an „Spontan Wenn Ich Du Wäre“ denken. In diesen Einspielern ging es eigentlich nur darum, den jeweils anderen auf die schrecklichste Art in der Öffentlichkeit bloßzustellen. Dabei bekamen beide ihr Fett weg: Joko in der ProSieben-„Newstime“ und Klaas als Wolfsburg-Fan im „Doppelpass“.
  • Auch wenn die Auftritte von Olli Schulz immer weniger wurden, war er für einige Highlights verantwortlich. Charles Schulzkowskis Zusammenprall mit Til Schweiger auf einer Promi-Party ist auf jeden Fall einer meiner Golden Moments — und der stammt sogar aus der allerersten Folge. Und weil es gerade so gut passt, zitiere ich einfach mal daraus: „Wer nimmt mich mal in den Arm hier von euch?“
  • Auf eine alte spontane Idee von Olli aus einem Buddytach hat man mit der „Rangeln“-Bewegung zurückgegriffen. Über mehrere Sendungen hinweg startete man einen Trend, beteiligte die Zuschauer daran und es gab sogar einen dazugehörigen Song von Olli.
  • Allgegenwärtig war natürlich auch weiter der ständige Wettkampf zwischen Joko und Klaas, und so feierte die Rubrik „Aushalten“ unter ihrem ursprünglichen Namen sein Comeback. Auch wenn man die Einspieler immer weiter zerstückelte, wurden sie nie wirklich alt und ich schaue heute noch gerne zurück, als man sich am Pranger, auf Eis oder auf dem Drehstuhl gemessen hat.
  • Nachdem sich Olli, Palina und Violetta, die in ihrer Rubrik „Günther Jauch 2“ trotzdem nochmal richtig auf Tuchfühlung mit Micaela und Georgina ging, nach und nach immer seltener sehen ließen, führt die Show neue Sidekicks ein, die alle auf ihre Weise neue Reize setzten. Evel Jared war einer zeitlang eher für das Grobe zuständig, in Udo Walz haben wir uns aufgrund seiner gnadenlosen Liebenswürdigkeit alle verliebt. Noch dazu haben wir gratis Englisch-Stunden bei Putzfrau und Chris-Norman-Ultra Sabine bekommen. Auch ohne all diese Personen wäre Circus HalliGalli nicht zu dem geworden, was wir ab morgen alle so sehr vermissen werden.
  • Nicht vergessen sollte man aber auch, dass wir, die Zuschauer, einen ganz großen Anteil daran haben, dass eine Sendung wie Circus HalliGalli überhaupt funktionieren konnte. Wir haben das Rangeln erst in die Welt getragen, wir haben das „Schwapp“-Schwimmbad gefüllt, haben uns betrunken den Fragen eines investigativen Reporters in „In Vino Veritas“ gestellt. Rubriken wie „Die Goodnight Show“, „Mein Bester Feind“ oder „Sleep & Greet“ wären ohne den Einsatz von einzelnen Zuschauen nie so unterhaltsam geworden und auch gar nicht möglich gewesen. Dazu kommt natürlich die unglaubliche Unterstützung in den sozialen Netzwerken, was man am deutlichsten in den Live-Shows bemerkt hat. Dieser Teil, das Twittern über die Show, wird mir persönlich wahnsinnig abgehen.
  • Wie schon erwähnt, würde die Show bei ProSieben um ein Vielfaches größer, was natürlich auch Stars an, die man sich in den beiden Vorgänger-Sendungen nicht vorstellen konnte. Da nahmen dann unter anderem Robbie Williams, Zach Braff, Jason Segel und Thomas Gottschalk auf der Couch inmitten von Joko und Klaas Platz und waren sich nicht zu schade, teils aberwitzige Spiele mitzumachen. Ich rechne es der Redaktion hoch an, dass man immer darauf geachtet hat, nie zu sehr zur Promo-Plattform zu werden. Das gehört nämlich zweifelsohne zum Geschäft, Circus HalliGalli hat es aber überwiegend geschafft, selbst dann zu unterhalten. Ich finde es auch gut, dass man bei englischen Gästen in den seltensten Fällen auf einen Übersetzer gesetzt hat, sondern immer bei Untertiteln geblieben ist. Auch so eine Sache, wie viel Respekt die Sendung vor ihren Zuschauern hatte und Fernseh-Konventionen ignorierte.
  • Circus HalliGalli hat in seinen vier Jahren auf Sendung außerdem einen ganz eigenen Award eingeführt, den Goldenen Umberto. Der erste Preisträger war nach einer rasanten Verleihung mitsamt Verfolgungsjagd auf dem Trainingsgelände von Borussia Dortmund kein geringerer als Kevin Großkreutz. Der wohl verdienteste Goldene Umberto ging aber wohl an die Verantwortlichen der Goldenen Kamera, denen man den Preis schickte, nachdem sich Circus HalliGalli endgültig die Krone im deutschen Prank-Fernsehen aufgesetzt hat und ein Ryan-Gosling-Double zu Moderator Steven Gätjen auf die Bühne mogelte.
  • Zu einem immer wesentlicheren Teil der Sendung wurde auch Matthias Schweighöfer, nachdem man die exzellente Chemie zwischen den dreien beim „Dawn of the Gag“ merkte. Daraufhin war er vor allem in der viralen Rubrik „Aushalten: Nicht Lachen“ zu sehen, was einfach auch nach dem 31. Mal ansehen nie alt wird. Jedes Jahr zu Weihnachten entwickelte man außerdem die Tradition, dass Schweighöfer auf eine Partie „Ohr Du Fröhliche“ vorbeikam.
  • Gerade in den letzten beiden Staffel entstanden mit „Betrunkene Schreiben Drehbücher“ und den „Satire-Hits“ zwei weitere absolute Fan-Lieblinge, in denen sich vor allem auch immer wieder zeigte, dass auch hinter der Kamera bei Circus HalliGalli absolute Profis am Werk sind, bei denen man richtig spürt, dass sie ihren Job mit mit Leidenschaft machen. Es ist ihnen gelungen, sendungs- und senderübergreifend einen unverwechselbaren Look für die Sendung zu kreieren. Was mich als Serien-Schauer auch immer wieder glücklich machte, waren Openings, die auf Sendungen wie „House of Cards“, „Better Call Saul“ oder „The Leftovers“ anspielten. Das dürften zwar die Meisten nicht verstanden haben, beweist aber, dass die Macher selbst wahnsinnige Nerds sind, aber auch ihre Nerd-Fans nie vergaßen.

Wie gesagt: Ich habe haufenweise tolle Einspieler, Interviews und Aktionen vergessen, ich weiß. Aber wo wir gerade beim „Team hinter dem Team“ waren, will ich lieber noch eine kleine sehr persönliche Geschichte erzählen, die ich so noch nirgends öffentlich gepostet habe.

Einfach nur danke

Vor ziemlich genau einem Jahr, nachdem Circus HalliGalli in die Sommerpause gegangen war, bin ich auf der Facebook-Seite der „Florida TV“ auf ein Stellenangebot als Redakteur/Realisator für Circus HalliGalli gestoßen. Ich bin zu dem Zeitpunkt gerade fertig geworden mit meiner Ausbildung als Fernsehjournalist und hatte eigentlich vor, danach ganz normal zu studieren, was ich jetzt auch mache. Trotzdem habe ich es einfach mal versucht und mich zwei Tage hingesetzt, die geforderten Arbeitsproben zu schreiben, und einfach mal eine Bewerbung abgeschickt. Ich hatte noch nicht einmal Hoffnung auf eine Antwort und schon gar nicht auf eine Zusage, ich dachte, mit der Bewerbung kann ich mir vielleicht schonmal einen Namen machen und es vielleicht in ein paar Jahren nochmal probieren.

Tatsächlich kam es aber anders und ich bekam eine E-Mail von einem Redakteur, den ihr treue HalliGalli-Fans alle kennt, und wurde tatsächlich auf ein Bewerbungsgespräch nach Berlin eingeladen. Ich als Hardcore-Fan war natürlich auf einem dementsprechenden Aufgeregtheits-Level, was mir dann da aber an Offenheit und Freundlichkeit entgegengebracht wurde, hätte ich damals nie erwartet. Wir sind dann zum Ergebnis gekommen, dass ich für die tatsächliche Stelle als vollwertiger Redakteur natürlich zu jung bin und zu wenig Erfahrung habe, aber mir wurde sofort ein Praktikum angeboten. Dass es dazu dann leider nicht kam, lag dann an arbeitsrechtlichen Problemen mit dem Pranktikumsvertrag, was für mich natürlich wahnsinnig ärgerlich war, ich aber mittlerweile einfach nur noch dankbar dafür bin, dass ich als Typ ohne jegliche Arbeits- und Comedy-Erfahrung so eine Wertschätzung dort erfahren habe.

Ich habe nach wie vor Gänsehaut, wenn ich über diese Tage in Berlin nachdenke, wie ich stundenlang vor der Redaktion gewartet habe, um auch keine Minute zu spät zu kommen, wie ich sofort danach wieder mit FlixBus nachhause fuhr und am Tag danach wieder in die Ausbildung ging, als wäre nichts gewesen. Auch wenn das hier keiner der Redakteure von Circus HalliGalli liest, muss ich euch von ganzem Herzen alleine für diese Chance danken. Allein das hat mich viel mehr an mich und meine Zukunft glauben lassen und hat mir gezeigt, dass es da tatsächlich einen Bereich gibt, in dem ich Talent haben könnte. Danke.

Und Jetzt?

Ich habe gestern ein paarmal den Kommentar „Halb so schlimm“ bezüglich dem Ende von Circus HalliGalli gelesen. Auch wenn ich natürlich auch jemand bin, der gerne auch die positiven Schlüsse aus so einem Einsschnitt zieht, so ist mir beim Schreiben dieses Eintrags immer mehr klar geworden, wie massiv die Veränderung dann sein wird, wenn man im Herbst irgendwann merkt, dass die Sendung nicht mehr aus der Sommerpause zurückkehren wird.

Selbstverständlich wird es für Joko und Klaas als Duo und bei ProSieben weitergehen, aber darum geht es ja auch gar nicht. Es geht darum, dass es wohl nie wieder eine wöchentliche Show mit Joko und Klaas geben wird. Nie wieder eine Sendung, die einen den ganzen Tag verschönert hat, die einen aufgeheitert hat, die einen entspannt hat, die einem Freude bereitet hat, selbst wen das Leben um einen herum oftmals gar nicht so lustig war. Alleine wenn ich an die Vorbereitung auf mein Abi denke, dann erinnere ich mich ganz oft an den Gedanken „Okay, bis später Cicus HalliGalli kommt, lernst du jetzt richtig fest“. Circus HalliGalli war etwas, auf das ein ganzer Tag zugesteuert hat.

Am Ende muss man aber auch die Entscheidung der Beteiligten respektieren. Es ist immer besser, wenn ein solcher Entschluss von den Kreativen selbst kommt und wenn es kein ökonomischer des Senders ist. Wir dürfen uns glücklich schätzen, dass wir im Moment diese Trauer überhaupt empfinden. Es wäre schrecklich und die Sendung hätte es auch nicht verdient, wenn wir mit dem Gedanken aus der Sendung gingen „Zeit wird’s, die Show läuft auch schon zwei, drei Jahre zu lange“.

Lasst und deshalb nicht allzu lange traurig sein, sondern die Zukunft mit der Gewissheit antreten, dass Joko und Klaas, die Produktionsfirma „Florida TV“, sämtliche Sidekicks und sonstige Beteiligte nicht aus der Welt sind. Was uns bleibt, sind unzählige Erinnerungen; so viele, wie ich sie noch nicht einmal ansatzweise in den bisher 3.273 Wörtern unterbringen konnte. Und einer der Vorteile des Fernsehens ist, dass diese Erinnerungen meist sogar als Videos festgehalten wurden.

Somebody That I Used To Know?

Eine letzte möchte ich euch noch mit euch teilen, natürlich in dem Wissen, dass ihr das Video schon genauso wie ich tausendmal gesehen habt wie ich. Aber vielleicht kann ich euch eine andere Art und Weise zeigen, wie ihr das Video schauen sollt:

Wenn man mal genau drüber nachdenkt, dann befindet sich in diesen drei Minuten und zwanzig Sekunden alles, was uns die wöchentlichen Sendungen mit Joko und Klaas so sehr hat lieben lassen: Die engagierte Redaktion, die sich nie vor Risiken gescheut hat, der es immer darum ging, die Sendung für uns, die Zuschauer, noch besser zu machen. Violetta, die sich in fortgeschrittenem Alter zu unserer Unterhaltung einem doch ziemlich großen Stress ausgesetzt hat und uns dadurch einige Sternstunden bereitet hat. Palina, die sich für nichts zu schade war, die der Sendung immer treu blieb, in welchen anderen Bereichen sie auch durchstartete. Olli Schulz, eigentlich Musiker, dem man in jedem seiner Auftritte sichtlich angesehen hat, wie viel Spaß es ihm macht, einfach nur mit Joko und Klaas herumzuhängen.

Und zum Ende sind da natürlich noch Joko und Klaas. Auch in dem Video wird wieder deutlich, wie unterschiedlich die beiden sind. Das hat sie in den mittlerweile acht Jahren, in denen die beiden das unterhaltsamste Duo im deutschen Fernsehen darstellen, aber nicht gestört, immer mehr zusammenzuwachsen. In jeder einzelnen Ausgabe von MTV Home, neoParadise und Circus HalliGalli, haben wir, die treuen Zuschauer, gemerkt, wie sehr sich diese beiden ergänzen und zusammenhalten. Am Ende können sie uns so oft sie wollen erzählen, wie sehr sich die beiden hassen, wir werden ihnen nie glauben. Sendungen wie diese kann man nämlich nicht machen, wenn man nicht tief miteinander befreundet ist. Und das seid ihr, ob ihr wollt oder nicht.

An einer Stelle muss ich das Video aber verbessern: Der Titel ist unpassend. Nichts könnte schlechter zur Situation passen als „Somebody That I Used To Know“. Circus HalliGalli und all seine Vorgänger-Shows sind nichts, was man mal gekannt hat. Sie sind etwas, was man immer kennen wird, was man für immer in seinen Erinnerungen und in seinem Herzen haben wird.

Ich würde die Textzeile deshalb umändern:

„Circus HalliGalli — Somebody That I Used To Know, And I Always Will“