Ich finde ja, es ist ein gutes Zeichen, dass man mittlerweile wöchentlich davon sprechen, dass die aktuelle Folge die beste in dieser Staffel war. Gerade zu Beginn hatte sie nämlich doch einige Probleme, was jedoch auch zu einer tieferen Bindung zu den Charakteren geführt hat. Wo wir aber jetzt die Zeiten des ermüdenden brüderlichen Streits hinter uns gelassen haben, hat Fargo endlich wieder Zeit, sich auf sein Kerngeschäft zu besinnen: Blutige Action, einen Haufen „Aww-Geez“-sagender Menschen und eine riesige Dosis an interpretationsschwangerer philosphischer Ansätze. In dieser Hinsicht stellt „Who Rules The Land Of Denial?“ den bisherigen Höhepunkt der Staffel und sicherlich einen der vielen auf die gesamte Serie bezogen dar.

Wir kamen ja schon im Verlauf der Staffel mit einigen mystischen Elementen in Kontakt, aber die aktuelle Episode geht da doch ganz klar mit einem entspannten „Hold My Beer“ dazwischen. Nachdem Nikki und ihr neuer an den Arm geketteter Partner Mr. Wrench den von V.M. Varga geschickten Handlangern mit einigen kleineren und größeren Kratzern entkommen, treffen sie – und später auch Yuri – in einer Bowlinghalle (die vielleicht oder vielleicht auch nicht kein wirklicher Ort sein könnte) auf den mysteriösen Mann, dem Gloria auf ihrem L.A.-Trip erst im Flugzeug und dann in der Bar begegnet ist. Ich versuche mich in der Review vorsichtig dem zu nähern, was es damit auf sich haben könnte. Genauso wird zu klären sein, wer Emmit nach einem dreimonatigen Zeitsprung in den Wahnsinn zu treiben versucht.

Los geht’s aber mit einer kleinen Vorgeschichte zum Unfall des Gefängnis-Busses in der letzten Woche. Hierbei wird zunächst der klassische „This-is-a-true-story“-Schriftzug immer wieder durch kleine Ausschnitte von Yuri, Meemo und dem Fake-Polizisten, der von DJ Qualls gespielt wird, unterbrochen, die eine Rampe aufbauen und dem Bus schließlich zur Kollision bringen. Nikki ist kurz bewusstlos, deswegen erleben wir aus Mr. Wrenchs Perspektive – also völlig ohne Ton -, wie die Drei das Tor auffräsen. Ähnlich kunstvoll gelingt es den Machern auch darzustellen, wie die Polizisten und alle, die sich ihnen in den Weg stellen, umgebracht werden. Wie schon das Verprügeln von Nikki bekommen wir nichts von tatsächlichen Gewalthandlungen zu sehen, eine Technik, auf die man in dieser Staffel bewusst öfter setzt. Unsere Hoffnungen, dass Mr. Wrench mehr als ein Cameo-Charakter ist, sondern zu einem echten Teil der Geschichte wird, werden dann auch erhört, als er an Nikkis Arm gekettet mit ihr die Flucht ergreift. Noch unklar ist, ob es wirklich Zufall war, dass ausgerechnet Mr. Wrench neben ihr sitzt oder das irgendwie Teil eines Planes ist. Aber auf Zufall zu setzen, ist in Fargo nie die schlechteste Wahl.

Die 15-minüte Verfolgungs-Sequenz im finsteren, eiskalten Wald hat viel von einem echten Thriller. Es gibt viele Schocker, rohe Gewalt und nicht zuletzt auch immer noch ein Quäntchen Humor, zum Beispiel als Nikki mit dem taubstummen Mr. Wrench kommunizieren muss („Chained to a deaf guy, Jesus.“). Auch lustig, dass beide selbst in dieser Situation ihre „Minnesota-Nice“-Fassade nicht fallen lassen, als sie sich Botschaften mit einem Stock in den Schnee schreiben.

Zusammengefasst passiert im Wald dann noch Folgendes: Zwei Jäger machen Jagd auf Yuris Wolfsmütze und müssen dafür (genau wie zuvor eine Weihnachtslieder hörende und deutlich zu neugierige Familie) mit ihrem Leben bezahlen, Mr. Wrench kann die Kette mit einer gefundenen Axt abtrennen, die beiden bleiben jedoch trotzdem ein Team und Nikki bekommt einen Pfeil ins Bein geschossen. Außerdem trennt Mr. Wrench mit einem gezielten Wurf in die Büsche Yuris Ohr ab und – fast hätte ich es vergessen – Nikki nimmt Rache an dem falschen Polizisten, der sie auf der Polizei-Wache umbringen wollte, und sie schneidet ihm mit Mr. Wrenchs Hilfe den Kopf ab. Noch dazu sieht das Ganze einfach wahnsinnig atmosphärisch aus; besonders cool, dass wir zum Beispiel Pfeile auf Nikki aus ihrer Perspektive zufliegen sehen. Alles in allem meiner Meinung nach zusammen mit dem großen Showdown der zweiten Staffel die beste Action-Sequenz, die es in Fargo je gab.

Ja, und dann betreten Nikki, Mr. Wrench und später dann auch Yuri die oben bereits erwähnte Bowlinghalle, wo sich dann wohl die mysteriösesten Szenen der Staffel abspielen, und treffen… ja, wen denn eigentlich? Der Reihe nach. Blutverschmiert, schwerverletzt und ohne, dass irgendjemand von den Angestellten Hilfe im sonst so höflichen Minnesota anbieten würde, bestellt Nikki zunächst mal einen doppelten Whiskey. Als die Kamera dann herauszoomt, erkennen wir, dass der im Drehbuch als „Paul Marrane“ (gespielt von Ray Wise) bezeichnete Charakter, den wir schon aus der vermeintlich „unnützen“ L.A.-Episode kennen, neben ihr an der Bar sitzt. Er redet mit ihr über verlorene Seelen, zitiert aus dem Alten Testament, über das Massaker von Uman. Noch merkwürdiger wird das Ganze, als er aus seiner Tasche ein kleines Kätzchen holt, und als wäre das nicht auch noch genug, meint er: „Ray is the cat.“ Und sofort gehen bei uns natürlich die Alarmglocken an: Erstmal, WTF? Wer ist der Typ und warum erzählt er das alles? Nach der „Peter-And-The-Wolf“-Szene ist doch Nikki die Katze und Ray eine Ente? Er ist Nikki aber alles andere als feindlich eingestellt, zum Abschluss des Gesprächs, und nachdem sich Nikki rührend von der kleinen Katze verabschiedet, bietet Marrane ihr und Mr. Wrench sogar einen Wagen an. Es ist zu schön, um wahr zu sein.

Doch pünktlich nach deren Abfahrt und wie durch Magie taucht dann auch Yuri in der Bowlinghalle auf. Auch er ist stark verwundet, bestellt sich jedoch einen Wodka (was auch sonst) und nimmt ebenfalls auf demselben Hocker neben Paul Marrane Platz. Obwohl er Yuri zu kennen scheint, dauert sein Gespräch mit ihm wesentlich kürzer und die Stimmung ist auch eher im Minusbereich. Eigentlich ist sein einziges Anliegen, Yuri eine Nachricht von Helga Albrecht und Rabbi Nachman zu überbringen: Yuri durchbricht daraufhin die vierte Wand, schaut in die Kamera und sieht eine Szene von einem Volk, was wie das der Juden beim Massaker von Uman aussieht. Aber auch beim Namen „Helga“ sollte es in unseren Köpfen klingeln. Im DDR-Flashback aus dem Jahre 1988 wissen wir nämlich, dass ein anderer Yuri Gurka damit verdächtigt wird, seine Frau Helga umgebracht zu haben. Aber auch in der aktuellen Folge sieht Yuri ein „Helga“-Tattoo am Handgelenk des falschen Cops und er meint daraufhin, dass er auch mal eine Helga kannte, die aber immer nur geredet hatte (als hätte er sie deswegen umgebracht).

Das ist jetzt erstmal das, was passiert ist. Aber was machen wir jetzt daraus? Naja, zuerst sollten wir uns mal klar darüber werden, ob der ganze Ort, die Bowlinghalle, real ist oder nicht. Meine Vermutung wäre nämlich: Nein, ist er nicht. Die Charaktere zeigen keine Zeichen mehr von Schmerzen, niemand bietet ihnen trotz ihrer offensichtlichen Verletzungen Hilfe an. Aber auch im Dialog mit Nikki gibt es einige Anzeichen dafür, dass es sich um etwas anderes handelt, vielleicht viel eher um eine Manifestation des Gewissens oder ein gedanklicher Raum, der sich irgendwo zwischen der Welt der Lebenden und der der Toten befindet („Have you been here before?“ – „The bowling alley?“ – „Is that what it looks like to you?“).

Wenn der Ort also nicht real ist, dann kann auch der mysteriöse Mann, Paul Marrane, nicht real sein. Wenn man „Paul Marrane“ googelt, dann landet man sehr schnell auf dem Wikipedia-Artikel zu dem sogenannten Wandernden oder Ewigen Juden. Der Wandernde Jude ist eine biblische Figur, der Jesus auf seinem Weg zur Kreuzigung verspottete und aus diesem Grund dazu verflucht wurde, für alle Ewigkeit durch die Welt zu wandern und nicht sterben zu können. Es entstanden dann immer wieder Legenden, die davon erzählen, dass der Wandernde Jude gesehen wurde. Viele sehen im Wandernden Juden aber auch eine abwertende Metapher für alle Juden, die geschichtlich gesehen immer wieder vertrieben wurden, nie eine richtige Heimat hatten und immer durch die Welt wandern mussten. „Paul Marrane“ ist einer der vielen Namen, unter denen der Wandernde Jude immer wieder in den Theologiebüchern auftaucht, und es passt natürlich außerordentlich gut zu unserer Geschichte, wo unser Paul Marrane doch mit hebräischen Bibelzitaten aus dem alten Testament nur so um sich wirft.

Es gibt aber auch viele Überlieferungen davon, dass Menschen in Form einer Art Nahtoderfahrung auf den Wandernden Juden treffen. Jeder der Charaktere ist stark verletzt und hat dem Tod ins Auge geblickt – oder sogar mehr als das? In der Bowlinghalle erscheint Marrane plötzlich aus dem Nichts, Nikki und Ray sehen ihn nicht kommen und er erhält einen Drink, obwohl er nie einen bestellt, und trotzdem ist er da. Im gesamten Gespräch wirkt es so, als würde der Wandernde Jude alles über die Charaktere wissen („We all end up here eventually. To be weighed and judged.“). Es ist definitiv kein Zufall, dass er ein Kätzchen dabei hat, welches den Namen Ray trägt. Passend dazu erzählt er die Geschichte vom Massaker von Uman, als im Jahre 1768 geschätzt 20.000 Juden und Polen ihr Leben lassen mussten, weil die Kossaken die Flüchtlinge aus der Gegend, der heutigen Ost-Ukraine, vertreiben wollten. Rabbi Nachman habe daraufhin jenen Platz besucht und all den verlorenen Seelen, die sich an nichts klammern konnten, seine Seele zur Verfügung gestellt und sie so ein Stück weit erlöst.

Er bietet Nikki mit dem Kätzchen meiner Meinung nach dieselbe Erklärung an. Obwohl Ray in seinem Herzen unschuldig war und von seinem Bruder unerwartet aus dem Leben gerissen wurde, so ist seine Seele nicht verloren. Vorher im Wald hört Nikki Rays Stimme und es wird impliziert, dass Nikki es mittlerweile bereut, Ray so tief in ihren dunklen Plan hineingezogen zu haben. Der Wandernde Jude scheint jedenfalls eine tiefe Reue bei Nikki zu sehen, sonst würde er ihr wohl keine so große Hilfe in Form des Autos anbieten. Bezüglich Mr. Wrench, den sie mitnehmen soll, spricht Marrane eventuell sogar direkt zu uns, sein Kommentar zu ihm lässt jedenfalls diesen Schluss zu: „Some people think he should have stayed behind, but I convinced them he was on a better path.“ Er ist der einzige Charakter, der in allen drei Staffeln Fargo auftaucht – und er hat überlebt. Die einzige Aufgabe, die Nikki vom Wandernden Juden mit auf den Weg bekommt, ist, den Gegnern – Marrane nennt sie „The Wicked“ – eine Nachricht zu überbringen.

Though thou exalt thyself like the eagle, though thou make thy nest among the stars, thence will I bring down, safety the Lord. (Obadiah 1:4)

Im Bibel-Kontext sind damit die Gegner der Kirche gemeint. Auf unsere Story bezogen lassen sich hier aber andere Parallelen ziehen. V.M. Varga ist seiner stets sehr sicher, ein Scheitern seines Vorgehens scheint überhaupt keine Möglichkeit zu sein. Aus Nikkis Perspektive könnte sie damit allen voran Emmit und Sy meinen, die ihrer Meinung nach die Prügel an ihr in Auftrag gegeben haben. Man könnte diese Nachricht aber auch aus einem feministischen Blickwinkel betrachten. Sowohl Gloria als auch Nikki hatten in dieser Staffel damit zu kämpfen, dass sie entweder unterschätzt oder überhaupt nicht ernst genommen wurden von Männern. Möglicherweise leitet das Zitat die Richtung für das Rest der Staffel ein, dass nun die Frauen das Ruder übernehmen.

Es ist auch fast ein wenig ironisch, dass das Auto, dass Marrane Nikki und Mr. Wrench anbietet, ein VM Käfer ist. Juden weigern sich ja teilweise heute noch, in einen VW zu steigen, der Käfer gilt oft sogar als Hitlers Lieblingsauto. Doch wie der Wandernde Jude selbst sagt: Das Auto sei von all seinen Sünden frei gewaschen, ob sie nun historisch begründet sind oder sich auf Nikki und Mr. Wrench beziehen. Zwei verlorene Seelen, die ihre Partner verloren haben (Nikki ohne Ray, Wrench ohne Numbers); es scheint, als bekämen sie eine neue Chance. An Ray und dem Kätzchen – ob es nun real war oder in ihren Gedanken stattgefunden hat – hat Nikki gesehen, dass so etwas möglich sein kann.

Bei Yuri sieht die Situation wohl ein bisschen anders aus. Er begrüßt ihn mit den Worten „You are Yuri Gurka. Cossack of the plains, grandchild of the Wolf’s Hundred.“ Auch hier lohnt sich wieder ein kleiner Ausflug auf Google, dann landet man nämlich bei einem Artikel, der sich mit den „Wolf’s Hundred“ beschäftigt. Dabei handelt es sich nämlich um einen Teil der Kosakischen Bürgerwehr, die für fast ein Jahrzehnt dem russischen Präsidenten Vladimir Putin gedient hat, in seiner Geschichte aber fast 100 Jahre alt ist. Ihr ultimatives Ziel ist es, die Ukraine zu erobern und sie lassen nicht locker, bis sie das erreicht haben. Yuri ist scheinbar also verwandt mit Anführern dieser nationalistischen Gruppe. Das erklärt dann wohl sowohl die Wolfsmaske, als auch seine Brutalität und seine Monologe über seine russische Heimat.

Noch nicht ganz klar ist, was es mit dieser Helga auf sich hat. Meine starke Vermutung ist. Yuri hat 1988 in der DDR eine Helga umgebracht (weil sie zu viel geredet hat?!) – vorausgesetzt er ist alt genug dafür – und hat dann einen anderen dafür verantwortlich gemacht, wie wir es in der ersten Szene der Staffel sehen. Und jetzt bekommt er die Strafe vom Wandernden Juden: Der erinnert ihn nämlich an Helga und sagt, er hat eine Nachricht von ihr. Yuri blickt daraufhin direkt in unsere Augen und sieht – danach sieht es jedenfalls aus – die jüdischen Opfer aus der Schlacht von Uman. Er zahlt damit in gewisser Weise sowohl für seine eigenen Sünden, aber auf für die seiner Vorväter, die Yuri und die „Wolf’s Hundred“ scheinbar noch heute verehren und für deren Ziele sie kämpfen. Zum Abschluss dieser Passage wirkt es so, als habe Yuri – im Gegensatz zu Nikki und Mr. Wrench – den Wald nicht überlebt. Nach dem dreimonatigen Zeitsprung meint Emmit auch gegenüber Varga, dass sein russischer Handlanger nie zurückgekehrt sei. Mach’s gut, Yuri. (Vorerst.)

„Wandernder Jude“, „transzendentaler Raum irgendwo in Gedanken“, alles schön und gut – aber wie passt das jetzt dazu, dass Gloria dieser Typ tatsächlich und scheinbar leibhaftig im Flugzeug und dann auch nochmal in der Bar begegnet ist? Ist sie auch tot? Funktionieren deswegen elektrische Geräte für sie nicht? Nein, das kann es nicht sein. Wenn wir uns zurückerinnern, ist in der Bar nämlich auch der Polizist dabei, der sie klarmachen will, wenn ich mich recht erinnere. Ist Paul Marrane vielleicht beides? Real und nicht real? Über diesen Zustand hat er sie ja quasi aufgeklärt im Flugzeug, als er mehr oder weniger das Prinzip von Schrödingers Katze skizziert hat. Gewissermaßen würde dieser Gedanke zum Rest der Staffel passen: Gloria ist gleichzeitig Chief und Deputy, sie ist gleichzeitig verheiratet und doch eigentlich geschieden. Berlin, der Ort der Anfangsszene, ist zur einen Hälfte DDR und zur anderen Hälfte BRD. Sogar Ewan McGregor, die beiden Brüder spielt, könnte man da aufzählen. Was ich auch außerordentlich verblüffend finde, sind die Gemeinsamkeiten zwischen der Geschichte des Wandernden Juden und der unseres kleinen Roboters Minsky. Auch er wandert durch die Welt, sammelt Eindrücke, außerdem greifen beide nur indirekt ein: Marrane in Form von Gesprächen, Nachrichten und Erinnerungen; Minsky mit Handlungen, die aber keine Auswirkungen haben, dafür aber mit guten Intentionen.

So wie ich Fargo kenne, würde ich bezüglich alledem, was wir in dieser Woche gesehen haben, keine Antworten erwarten. Auch wenn ich Paul Marrane, den Wandernden Juden, gerne nochmal sehen würde: Ich denke, uns bleibt selbst überlassen, was wir aus diesen ganzen Ansätzen machen. Spannend ist es auf jeden Fall.

(Respekt an jeden, der bis hierher gekommen ist. Man sollte euch irgendeinen Preis geben. Ich versuche es, beim Rest der Episode mich knapp zu halten.)

Nachdem wir einen kurzen Einblick in das Weihnachtsfest der Familie Burgle bekommen, wird Gloria aber auch schon zum Tatort des Unfalls des Gefängnis-Busses gerufen. Unterdessen will Sy seinen Boss und Buddy Emmit einen Besuch abstatten, wird dort jedoch von einem durch die Zimmer tanzenden Meemo und V.M. Varga, der mal wieder Unmengen an Essen in sich hineinschiebt, unsanft in Empfang genommen. Sy scheint schon wieder so eingeschüchtert, dass er – als wäre es beim ersten Mal nicht eklig genug gewesen – mal wieder einen Schluck aus Vargas Tasse nicht ablehnen kann. Das Geheimrezept von Vargas Mutter entpuppt sich jedoch als Gift, wodurch Sy nach dem traurigsten Abschieds-Winken aller Zeiten vor Emmits Fenster am Empfang von „Stussy Lots“ in Ohnmacht fällt und ins Krankenhaus gebracht werden muss.

Durch seinen deutlich längeren Bart und das Datum, das an die Tafel neben Sys Bett geschrieben ist, erfahren wir auf sehr kluge und kreative Art und Weise, dass wir einen Zeitsprung von etwa drei Monaten durchgeführt haben. Bei einem Besuch von Emmit bei Sy wird er von Gloria und Winnie befragt, die scheinbar in ihren Mittagspause an dem Fall weiterermitteln. Zu wahnsinnig vielen Antworten seinerseits kommt es aber nicht, weil er viel zu abgelenkt ist, geschockt darüber zu sein, dass er Rays rote Corvette statt seinem Auto auf dem Parkplatz des Krankenhauses vorfindet. Das gleiche blaue Wunder erlebt er in seinem Büro, wo alle Bilder durch Kopien der wertvollen Briefmarke, die zum Tod von Ray geführt hat, ausgetauscht wurden.

Der völlig entgeisterte Emmit vermutet schon eine Wiedergeburt seines Bruders und Nikki, die Varga aber längst in Kanada vermutet, dahinter. Sein unfreiwilliger Partner mit den fauligen Zähnen sieht aber keinen Grund zur Panik, wo sein Plan doch eigentlich wie geschmiert läuft: Die Firma wächst immer und immer weiter, er steckt sich einen Bonus nach dem anderen in die Tasche und Sy ist auch endlich keine Gefahr mehr. Varga und Meemo müssen nur Emmit immer mal wieder dazu bringen, ein paar Papiere zu unterschreiben.

Genau dazu weigert er sich dann aber, als er sehr zu seiner Überraschung auf einmal einen Schnauzer unter seiner Nase vorfindet. Meemo alarmiert daraufhin sofort Varga, dessen Widerlichkeit sich wirklich immer weiter steigert, indem wir ihn in dieser Woche tatsächlich beim Kacken sehen. Er scheint auf alle Fälle nicht dahinterzustecken, welchen Sinn hätte es auch, Emmit so aus der Ruhe und seiner Resignation zu bringen. Es bleibt eigentlich nichts anderes übrig als zu vermuten, dass tatsächlich Nikki und Mr. Wrench dafür verantwortlich sind, die sich wohl jetzt an „The Wicked“ rächen wollen. (Ganz ausschließen möchte ich aber auch Mrs. Goldfarb nicht, btw.) Varga erzählt Emmit aber erstmal eine Geschichte von dem japanischen Nachrichtenoffizier Hiroo Onoda, der das Ende des zweiten Weltkriegs nicht akzeptiert hat und auf der philippinischen Insel Lubang ausharrte. Die Message von Varga an Emmit ist klar: Unser Krieg ist gewonnen, es gibt nichts, wieso du dir Sorgen machen brauchst. Um das erstmal zu verarbeiten, stecken sie ihm erstmal zwei Schlaftabletten in den Rachen.

Emmit scheint jedoch alles andere als gut zu schlafen. Die frisch geschiedene Gloria, die als Deputy mittlerweile nur noch Räumungsbescheide bearbeiten darf, staunt jedenfalls nicht schlecht, als sie plötzlich Emmit vor sich stehen sieht. Er spricht die Worte, die es in Fargo tatsächlich noch nie gab, egal wie tief jemand in der Scheiße stand, das hat bisher noch keiner gesagt: „My name is Emmit Stussy. I wanna confess.“ Na dann los.


Die neuen Folgen der dritten Staffel von Fargo gibt es jeden Donnerstag bei Netflix.