Es gibt nur wenige Dinge, die schöner sind, als den ganzen Tag über die Melodie eines Serien-Intros zu vor sich hin zu summen. Deswegen geht’s in meinem Ranking jetzt auch weiter und ich versorge euch mit zehn weiteren Openings, die ich noch einen Tick über denen von den Plätzen 30-21 ansiedle. Dann wollen wir mal.

Platz 20: Orange Is The New Black

Ja, ich weiß, über das Intro wird sogar unter Fans der Serie sehr kontrovers diskutiert. Viele lieben es und finden wahrscheinlich, dass mit Platz 20 viel zu schlecht wegkommt. Andere betonen immer wieder, wie sehr es ihnen auf die Nerven geht und dass sie es deshalb sogar überspringen. Ich muss aber sagen, dass ich es auch nach mittlerweile 65 Folge Orange Is The New Black nicht im Geringsten als nervig oder als zu lang empfinde. Ganz im Gegenteil: Ich liebe Regina Spektor, ich bin selbstverständlich absolut textsicher und halte es für absolut passend für die Serie. Wenn ich dieses Opening sehe, verbinde ich es automatisch mit diesem einen Juni-Wochenende, das ich seit fünf Jahren mittlerweile mit den Litchfield-Ladies verbringe.

Platz 19: Man Seeking Woman

Liest man erstmal nur den Titel der Serie, erwartet man mit Sicherheit nicht mehr als eine gewöhnliche Romantic Comedy, die schön anzusehen ist, keinem wehtut, aber auch nicht so wirklich im Gedächtnis hängen bleibt. Dann kommt aber das Intro, das einem einen so schönen Einblick davon gibt, was man stattdessen davon erwarten darf: Eine schrille, stylische und oftmals einfach nur bizarre Comedy, die ihr auf keinen Fall entgehen lassen solltet. Man Seeking Woman bedient eine ganz spezielle Art von Humor und die kommt schon im sehr raffiniert animierten Opening ganz gut durch. Wenn Trolle, Roboter und UFOs inmitten einer charmanten Liebesgeschichte genau euer Ding sind, dann nichts wie los.

Platz 18: Rectify

Immer wenn hier Intros auftauchen, bei denen ich ihre Platzierung nicht so recht durch einigermaßen objektive ästhetische Gesichtspunkte begründen kann, könnt ihr euch sicher sein, dass da bestimmt irgendwelche Emotionen dran hängen. Und Rectify ist genau dafür ein perfektes Beispiel: Eigentlich kein außergewöhnliches Intro, aber trotzdem muss es für mich hier rein. Ich kann mich noch genau an die Zeit erinnern, in der ich die Serie zum ersten Mal gesehen habe, seitdem ist mir das Intro irgendwie im Kopf geblieben. Das wunderschöne Familiendrama über einen aus der Todeszelle entlassenen Häftling ist mit Sicherheit eine der Serien der letzten Jahre, die am meisten unter dem Radar geschwommen sind und ein größeres Publikum verdienen, als das auf dem Sundance Channel möglich war.

Platz 17: Transparent

Transparent erzählt die Geschichte der Familie Pfefferman. Es ist eine Geschichte von Wandel, Sexualität und Selbstfindung, die angestoßen wird von der Geschlechtsumwandlung des Familienoberhaupts Mort (später: Maura). All diese Bestandteile werden in diesem Intro spürbar, ohne sie direkt zu zeigen, genau deswegen ist Platz 17 mehr als gerechtfertigt. Ebenso vorsichtig und sensibel wie der Klang des Klaviers nähern sich die Macher um Jill Soloway in der mehrfach preisgekrönten Amazon-Dramedy höchst relevanten Themen. Das tiefe Eintauchen in das Leben der Pfeffermans beginnt bereits im Opening, wo wir selbstgefilmte Aufnahmen von einschneidenden Erlebnissen der Familienmitglieder zu sehen bekommen.

Platz 16: The Affair

Irgendwas hat dieses Intro, was ich enorm packend finde, jedes Mal aufs Neue. Es könnte sein, dass es diese Unruhe ist, die sich durch die nahen Einstellungen und schnellen Schnitte ausdrückt. Es könnte sein, dass es diese träumerische Optik mit ihren verschwommenen und symbolischen Bildern ist. Einen ganz großen Teil an der Brillanz dieses Openings trägt aber der Song von Fiona Apple, der mit seiner wechselnden Schnelligkeit und Lautstärke perfekt zur komplexen Erzählweise von The Affair passt. Alles in allem einfach ein Intro, was einen sofort in die passende Stimmung reißt.

Platz 15: The Man in the High Castle

Ich bin insgesamt wahrlich kein großer Fan der Serie, man muss dennoch aber zugeben, dass das Intro einfach absolut überwältigend ist. Es wirkt genauso schauerlich und beklemmend, wie man es durch die Prämisse der Serie, wonach Nazideutschland und Japan den zweiten Weltkrieg gewonnen haben und nun Amerika besetzen, auch erwarten darf. Das Lied „Edelweiss“ gesungen von Jeanette Olssen passt da dann natürlich optimal, während wir eroberte Wahrzeichen der USA unter einem dicken, grauen Filter zu sehen bekommen.

Platz 14: Top of the Lake

Wieder so ein Intro, das durch seine Einfachheit besticht. Genauso wunderschön wie die gesamte Serie von Oscar-Gewinnerin Jane Campion inszeniert ist, sieht auch das Opening aus, in dem die Farben des titelgebenden Sees langsam ineinander verlaufen. Begleitet von einem simplen aber deswegen nicht weniger schaurigen Klavierstück ergibt sich so eine kurze Illustration von Zeit und Vergänglichkeit, die in der ersten Staffel aus dem Jahre 2013 thematisiert wurden. Ich freue mich schon sehr lange auf die zweite Staffel mit einem neuen Kriminalfall, die tatsächlich in ein paar Tagen erscheint – ich bin gespannt, inwiefern sich auch das Intro ändert.

Platz 13: Twin Peaks (Staffel 3)

Twin Peaks ist mit Sicherheit eine der ungewöhnlichsten Serien, die man so finden kann, möglicherweise sogar die ungewöhnlichste. Deshalb darf natürlich auch ein Intro nicht fehlen, dass nicht ganz den Normen der Branche entspricht, und das tut das Opening von Staffel 3, die nach 26-jähriger Pause vor ein paar Wochen Premiere feierte, ganz sicher nicht. Von Serienschöpfer David Lynch weiß man, dass das Meditieren eine seiner größten Leidenschaften ist, und so kommt man nicht umhin, auch beim Schauen des Intros von Twin Peaks in eine gewisse meditative Stimmung zu gleiten.

Platz 12: Cheers

Sorry für diese volle Ladung Nostalgie, aber das muss einfach hier rein. Ich bin weit davon entfernt zu behaupten, dass ich besonders viele Folgen von Cheers aktiv gesehen habe, bei der Serie ist es eher so, dass ich sie tatsächlich fast ausschließlich aufgrund des Intros abgespeichert habe. Das Witzige ist ja, dass der Songtext diesen Eskapismus sehr treffend beschreibt, warum wir uns zu solchen „Feelgood-Sitcoms“ wie Cheers überhaupt hingezogen fühlen: „You wanna be where you can see: The troubles are all the same.“

Platz 11: House of Cards

Bei House of Cards ist es ähnlich wie bei Orange Is The New Black, viele hassen das Intro bis aufs Blut. Ich bin aber wirklich seit Minute 1 riesiger Fan und finde es noch immer großartig. Die Serie dagegen hat ihre besten Tage längst hinter sich und ist im Grunde nur noch ein Schatten seiner selbst, weshalb man vielleicht mittlerweile fast schon sagen könnte, dass ich das Opening für das Beste an der ganzen Serie halte. Eine coole Sache ist immer, dass sich das Intro von Staffel zu Staffel leicht unterscheidet: Mal sind die Trompeten lauter wie in Staffel 5, mal haut Jeff Beal etwas mehr in die Tasten wie in Staffel 2. Was aber immer gleich bleibt, sind die gestochen scharfen Zeitraffer-Einstellungen von Washington D.C., bei denen einem immer wieder vor Augen geführt wird, welche stolze und glorreiche Nation sich jetzt in den Händen von Frank Underwood befindet, der das Kartenhaus nun endgültig zum Einsturz bringen wird.


Demnächst geht’s dann weiter mit dem großen Finale und den Platzierungen 10-1.