Sobald man das Intro von Oasis gehört hat, weiß man eigentlich, dass da keine gewöhnliche Serie auf einen zukommt. Man hat sich da nämlich für „Human“ von Rag ’n‘ Bone Man entschieden, einen Song, den man fast täglich im Radio hört. Aber das ist nur eine von ein paar ungewöhnlichen, aber doch irgendwie coolen Entscheidungen.

Oasis ist dieses Jahr Teil der Pilot Season bei Amazon Prime Video. Die Serie war gleich die erste, für die ich mich entschieden habe, und das war definitiv keine falsche Entscheidung. Es würde mich wundern, wenn die User gegen eine Serien-Produktion von Oasis abstimmen würden.

Aber der Reihe nach.

In Oasis befinden wir uns in der nahen Zukunft, etwa 15 Jahre aus dem Hier und Jetzt gerechnet. Die Geschichte stellt sich für uns recht schnell dar: Der Erde war der Menschheit nicht mehr genug, man hat sich vor ein paar Jahren in einer noch recht kleinen, aber technisch hochwertig ausgestatteten Mission zu dem neuen Planeten, auf dem es eine Atmosphäre und Wasservorkommen gibt, aufgemacht.

Und unsere Hauptperson soll uns dabei begleiten: Peter Leigh ist Priester, er soll als erster seines Faches in die neue Welt aufbrechen. All das geschieht recht schnell und ohne große Umwege. Man merkt hier den Willen der Macher, möglich schnell zum eigentlichen Kern der Handlung, all dem, was in der „Oasis“ passiert, zu kommen.

Trotzdem wird nicht vergessen, gleich zu Beginn ein erstes kleines Geheimnis über unseren Hauptcharakter zu kreieren. Peter Leigh erhält so auch sehr schnell eine kleine Vorgeschichte, die uns neugierig macht und auch später nochmal aufgegriffen werden wird.

Besonders auffällig ist, dass Peter Leigh selbst in den ersten 20 Minuten kaum spricht. Den ersten wirklichen Monolog gibt es erst dann, nachdem uns die Macher eindrucksvoll demonstriert haben, wie man das Prinzip „Show Rather Than Tell“ einsetzen kann.

Angekommen in der neuen Welt wird Peter gleich mal mit einigen Problemen konfrontiert. Ihm schwappt in seiner Tätigkeit als Priester bei den Bewohnern von Oasis nicht nur Akzeptanz entgegen. Außerdem ist Peters Bezugsperson, die die treibende Kraft hinter seiner Berufung in die neue Welt war, nicht mehr auffindbar.

Für das Verständnis für diese neue Welt ist es sehr hilfreich, dass wir sie gemeinsam mit Peter kennenlernen. Seine Probleme sind unsere Probleme, seine Fragen sind unsere Fragen, seine neuen Bekanntschaften sind unsere neuen Bekanntschaften. Es gelingt der Serie somit sehr schnell, einen charismatischen Helden zu erschaffen, der nachvollziehbar handelt und um dessen Wohlbefinden wir uns sorgen.

Es wird dann sehr schnell klar, dass in Oasis längst nicht alles so paradiesisch ist, wie es der Name vermuten lässt. Es gibt einige Probleme, die die Bewohner beunruhigen. Es geschehen einige rätselhafte Phänomene, eines von ihnen führt sogar zu einer Tragödie, von der wir gegen Ende der Episode selbst Zeuge werden.

Man schaut auch nicht zuletzt deswegen so gerne zu, weil die Serie optisch großartig aussieht. Die endlose Weite der neuen Welt wird durch lange Kamerafahrten und Shots aus der Vogelperspektive dargestellt. Teilweise wird auf ungewöhnliche Kadrierungen gesetzt, die die Einsamkeit der einzelnen Bewohner verdeutlichen sollen.

Es gelingt der Serie auch sehr gut, futuristische Technik darzustellen. Nonplusultra ist in diesem Bereich wohl Black Mirror, dem steht die Serie in dieser Hinsicht in nichts nach. Schauspielerisch gelingt es noch keinem der Schauspieler, besonders positiv oder auch negativ hervorzustechen.

Wie anfangs schon angesprochen: Ich bin überzeugt davon, dass dieser Pilot in Serie gehen wird. Das Thema der Serie erscheint mir sehr massentauglich und attraktiv zu sein, weil es auch ein bisschen den Zeitgeist trifft.

Ich bin jedoch gespannt, in welche Richtung sich die Serie entwickelt. Ich hatte zwischenzeitlich etwas die Befürchtung, es könnte etwas zu sehr in den Bereich Mystery abdriften – sollte es jedoch dabei bleiben, dass die Psyche des Menschen in einer solchen Ausnahmesituation das Thema bleibt, bin ich sehr optimistisch. Sowas gab es in der Serienwelt bis jetzt noch nicht und das ist ja auf jeden Fall reizvoll.

Die erste Folge Oasis ist dauerhaft bei Amazon Prime Video verfügbar.